BARB

Städtebau, Umgebungsgestaltung

Der Ort

Das grösstenteils in den letzten 80 Jahren entstandene Rheinquartier wird durch seine heterogene Bebauungsstruktur geprägt. Neben kleinteiligen Einfamilien- und Reihenhaussiedlungen stehen grossmassstäbliche punkt- oder vielfach zeilenförmige Wohnblocks mit drei bis acht Geschossen. Dazwischen ragen einzelne Punkthäuser als Hochhäuser heraus. Der Freiraum zwischen den Häusern weist eine hohe Durchlässigkeit mit halböffentlichem Charakter auf und ist meist wenig strukturiert. Die Strassen sind in der für Chur charakteristischen fächerartigen Struktur mit Längsachsen von der Altstadt zum Rhein hin und in ringartigen Querverbindungen angeordnet. Strassenbegleitende Bauten sind selten zu finden. Vielmehr definieren die Strassen Gevierte, innerhalb deren die Gebäude mit etwas Abstand platziert sind.

Städtebauliches Konzept

Das Bebauungskonzept basiert auf der Weiterführung der charakteristischen Churer Delta-Stadtstruktur. Drei Zeilen parallel zur Längsachse Rheinstrasse definieren zwei grosszügig dimensionierte Wohnhöfe. Die Gebäude sind wie im Rheinquartier üblich etwas von den Strassen zurückversetzt. Ein lockerer Baumhain umschliesst das Geviert, so dass die Häuser in einem Baumgarten zu stehen scheinen. Dadurch dass die Zeilen verschieden lang sind, entstehen an der Kreuzung Rhein-/ Giacomettistrasse ein öffentlicher Quartierplatz und am Myrthenweg ein halböffentlicher Spiel- und Sportbereich. Zusätzliche Wohnqualität wird mit der Umgestaltung des Myrthenwegs und der Barblanstrasse in Begegnungszonen geschaffen.

Die Reduktion auf drei Zeilen mit grosszügigen Wohnhöfen ermöglicht eine hohe Durchlässigkeit bei gleichzeitig guter Orientierbarkeit. Das Abknicken der Zeilen bricht deren Länge und schafft spannungsvolle Aussenräume, die sich verengen und wieder ausweiten. Das Verjüngen der Baukörper hin zum Zeilenende verstärkt diesen Raumeindruck zusätzlich. Die zeilenförmige Bebauung ermöglicht eine gute Durchlüftung bei Hitze, was zusammen mit den vielen schattenspendenden Bäumen zu einem guten Mikroklima beiträgt. Während kühleren Tagen erlauben die Ausrichtungen und Abstände der Gebäude eine gute Besonnung und Belichtung aller Wohnungen.

Das Konzept berücksichtigt die geschichtliche und typologische Entwicklung des Rheinquartiers, schafft mit seiner kompakten Bauweise gute Voraussetzungen für günstigen Wohnraum, nimmt Rücksicht auf die Nachbarschaft am Myrthenweg und bietet mit den öffentlichen und halböffentlichen Freiräumen ein soziales Mehr an Wohnqualität für die Bewohner des grünen Gevierts Barblan wie auch des ganzen Quartiers.

Erschliessung

Das Areal ist für Fussgänger und Velofahrende aus allen Richtungen zugänglich. Eine öffentliche Querverbindung führt von der Sardonastrasse durch zweigeschossige Durchgänge von einem Wohnhof zum anderen bis zum Barblanschulhaus. Die Hauseingänge liegen alle in den beiden Wohnhöfen und tragen so dazu bei, dass diese zu Orten der Begegnung werden. Die Einstellhalle folgt der Typologie der Zeilen. Die Parkierung ist soweit wie möglich unter die Gebäude geschoben, dass die Wohnhöfe viel Wurzelraum für die Bepflanzung von Bäumen erhalten. Einzelne Parkplätze wurden weggelassen, damit vorhandene Bäume weiterleben können oder neu gepflanzte Bäume genügend Raum erhalten. Die Anordnung der Parkplätze ermöglicht kurze Wege zu den Wohnungen zu. Der dadurch entstehende Freiraum zwischen den Häusern ist ganz den Bewohnern und der Natur überlassen.

Freiraum

Das Freiraumkonzept schliesst an das umliegende Quartier an und bietet durchgehende, vernetzte Grünräume für Menschen und Tiere an. Die leicht zum Rhein hin geneigte Gesamtfläche gliedert sich in zwei weiten Höfen. An den Hausgelenken verwandelt sich der Durchgangsweg in Aufenthaltsplätze mit Sitzgelegenheiten und Spielangeboten. Von dort aus führen verzweigte, gepflasterte Wege zu den Hauseingängen mit kleinen Plätzen an ihren Knoten. In Zwischenräumen liegen offene, von Bäumen beschattete Wiesen, die als Lungen für die neue Wohnsiedlung dienen. Entlang den Wegen liegen begehbare/ befahrbare Schotterwiesen, gegen die Fassaden verläuft jeweils ein Sträucher-Gräser-Filter, der den privaten Aussenraum der Wohnungen im Parterre abgrenzt.

Der öffentliche Platz an der Ecke Giacometti- / Rheinstrasse wird mit seinen Aufenthalts-, Spiel- und Fitnessangeboten oder dem Urban Gardening zu einem attraktiven Ort im Quartier. Er wird grösstenteils von einem Baumdach mit Birken, Stieleichen und Linden beschattet. Seine Belagsoberfläche differenziert sich je nach Nutzung und ermöglicht die Retention von Regenwasser in den Ruderal- oder Kiesflächen nach dem Schwammstadt-Prinzip. Ein Brunnen steht in der Platzmitte, mobile und feste Sitzgelegenheiten ergänzen den Platz. Ein Mehrzweckraum, Räume für Kleingewerbe sowie eine Kindertagesstätte schliessen in den beiden platzangrenzenden Zeilenköpfen direkt daran an.

Ein Baumhain mit Waldföhren, Linden, Birken, Vogelkirschen, ... führt vom Platz in den östlichen Wohnhof, der am Myrthenweg in einen Spiel- und Sportbereich für Ballspielen übergeht. Der Spiel- und Sportbereich schliesst den zu einer Begegnungsstrasse umgestaltete Myrthenweg mit ein. In der Verlängerung der Sardonastrasse an der Rheinstrasse öffnet sich die Pforte in die Wohnsiedlung. Die Hauseingänge sind über kleine Wege mit Knoten an der Rheinstrasse erschlossen, die den Aussenraum gliedern und Velo-Abstellplätze aufnehmen. Der Sträucherfilter und die Wildhecken (Holunder, Schneeball, Purpurweiden, Wildrosen, Haselnuss, ...) grenzen von der Öffentlichkeit deutlich ab. An der Barblanstrasse ist der ruhigere Bereich mit einer hohen Wildblumenwiese und Nassstellen angelegt, die Zugänge zu dieser Hauszeile befinden sich im Wohnhof.

BARB Studienauftrag «Geviert Barblanstrasse», Chur

Auftraggeberschaft
Grundeigentümer und Baurechtsnehmer des Gevierts Barblanstrasse

Auftragsart
Studienauftrag, 2. Rang

Architektur
Gredig Walser Architekten AG Chur/ Bad Ragaz

Landschaftsarchitektur
Grand Paysage GmbH, Basel

Projektleiterin
Karine Grand, Grand Paysage

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